Homöopathie in Zeiten von Corona

Vor über 200 Jahren wurde von Hahnemann die Homöopathie erfunden, eine wirkstofffreie Placebo-„Medizin“ aus reinem Zucker. Obwohl ein pharmakologischer oder physikalischer Wirkmechanismus für diese Mittel bis heute nicht nachgewiesen ist (und auch den Naturgesetzen widersprechen würde), glauben ihre Anhänger unverdrossen daran. Nach Angaben einer repräsentativen forsa-Studie von 2020 sind das 55% der Deutschen. Angesichts der Tatsache, dass es bisher kein Gegenmittel gegen COVID-19 gibt, ist zu erwarten, dass diese Zahl noch steigt. Erfahrungsgemäß bekommen Scharlatane immer dann Zulauf, wenn auch die „Schulmedizin“ ratlos ist.

Jede andere Therapie wird ständig überprüft, verändert, angepasst oder verworfen. Aber die Homöopathie ist über all die Jahre erstaunlicherweise unverändert geblieben. Krebs, AIDS, Strahlenvergiftung ­– gegen alles gibt es ein Zuckerli. Und während die Wissenschaft noch hektisch nach Medikamenten und Impfstoffen gegen COVID-19 forscht, hat die Hahnemann-Gesellschaft nun in Nullkommanix ein Mittel an COVID-19-Patienten „positiv getestet“.

Ganz abgesehen von der Frage, wie sie an diese Patienten gekommen sein will, handelt es sich bei dieser „Studie“ nur um einzelne Fallberichte von homöopathisch behandelnden Ärzten und keineswegs um eine randomisierte Studie, die außerdem verblindet ausgewertet worden wäre. Zudem ist diese Studie nicht auffindbar; die verlinkten Webseiten führen zu passwortgeschützten Seiten. Nach eigenen Angaben enthält das Dokument zur Studie „aktuelle Informationen zum wissenschaftlichen Stand der Forschung zu COVID-19 in sehr komprimierter übersichtlicher Form“. Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Wir vermuten, dass die Ergebnisse so weit verdünnt und geschüttelt wurden, dass sie für uns nun nicht mehr erkennbar sind.

Gerade in Zeiten von Corona können die falschen Versprechen der Homöopathie lebensgefährlich werden. Wenn der Eindruck vermittelt wird, es gäbe ein Heilmittel für COVID-19, wird man auf Vorsichtsmaßnahmen pfeifen. Dr. Christian Lübbers, einer der bekanntesten Homöopathiekritiker Deutschlands, fordert sogar ein Verbot von homöopathischen Mitteln in Zeiten der Corona-Pandemie: „Es ist schlicht zu gefährlich, dass gerade in diesen Zeiten Menschen auf die falschen Versprechungen der Homöopathie hereinfallen“.

Obwohl sich die Homöopathie-Gesellschaften anfangs mit Ratschlägen zu Corona noch zurückgehalten haben, war abzusehen, dass sie alsbald mit ihren pseudowissenschaftlichen Methoden zu Therapie-Empfehlungen kommen würden. Hier werden jetzt aber nicht nur Dritte, sondern auch Vierte geschädigt, die sich vor einer Ansteckung mit Corona nicht schützen können. Das Agieren der Homöopathen ist hier besonders verantwortungslos und unethisch und sollte unter Strafe gestellt werden.