Woelki steht für das System Vertuschen und Versagen in der katholischen Kirche

Am Donnerstag ging die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende, aber ein Ende des Vertuschungsskandals ist nicht in Sicht. Noch immer sind „Nebelkerzen“ wie Kardinal Woelki am Werk, die sich erfolgreich gegen die Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche stemmen.

Seit März 2020 hält Kardinal Woelki ein Gutachten zurück, das er selbst in Auftrag gegeben hatte. Es sollten endlich die Namen der Täter und Verantwortlichen genannt werden. Doch, wie schon so oft, wurden alle Hoffnungen auf Aufklärung in der katholischen Kirche enttäuscht. Kein einziger Bischof hat bisher Verantwortung übernommen und Konsequenzen gezogen. Sogar der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, spricht von einem „Desaster“ und erklärt, die katholische Kirche brauche bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle „Hilfe von außen“.

Kardinal Woelki hat vermutlich geschafft, wovon viele Kirchenkritiker träumen: Die Termine für Kirchenaustritte im Erzbistum Köln sind bis Ende April komplett ausgebucht. Selbst der oberste Repräsentant der katholischen Kirche in Köln, Robert Kleine, sagte, er könne derzeit niemandem einen Austritt aus der Kirche verdenken.

Im November 2018 hatte Woelki angekündigt, den Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen von unabhängigen Anwälten untersuchen zu lassen. Es sollte endlich öffentlich werden, welche Verantwortlichen an der Vertuschung beteiligt waren und auch deren Namen genannt werden, wie er ausdrücklich versprach. 

Doch kurz vor der Veröffentlichung im März 2020 verließ Woelki der Mut. Er machte einen Rückzieher, weil angeblich die Rechtslage für die Namensnennung nicht in allen Aspekten geklärt war. Bis heute warten nicht nur Betroffene auf Aufklärung. Zur Erinnerung: Es wurden von 1946 bis 2014 in Deutschland 3670 Kinder von 1670 Geistlichen missbraucht. Dazu kommen noch 1400 Opfer von Ordensleuten.

Inzwischen haben die Ersteller des Gutachtens angeboten, ihre Ergebnisse selbst zu veröffentlichen und dafür auch die volle Verantwortung zu übernehmen, so dass für Woelki keinerlei Haftungsrisiken bestehen. Dieses Angebot wurde vom Erzbistum Köln umgehend abgelehnt. Das Gutachten sei wegen „handwerklicher Mängel untauglich“.

Offensichtlich hat die Kirche keinerlei Interesse an Aufklärung. Journalisten wurde sogar vor einem sogenannten Hintergrundgespräch über das Gutachten eine Verschwiegenheitserklärung vorgelegt, wobei sie sich zu „vollständigem Stillschweigen“ über die im Gutachten geschilderten Tathergänge verpflichten sollten. Alle acht eingeladenen Journalisten haben das abgelehnt. Mit der Verschwiegenheitserklärung wurde vom Bistum eine Kanzlei beauftragt, die auch für die AfD und Erdogan arbeitet. Sie wirbt auf ihrer Webseite, dass sie schon „im Vorfeld negative Berichterstattung“ verhindert. Genau die richtige Adresse also für jemand, der schonungslose Aufklärung verspricht.

Wir schließen uns der Forderung von Bischof Bätzing an: Die Kirche benötigt Hilfe von außen. Denn die Aufklärung von Verbrechen darf nicht den Verbrechern selbst überlassen werden. Wir fordern staatliche Eingriffe, Akteneinsicht, Zeugenvernehmung und Zugang zu den Archiven und nicht zuletzt eine konsequente Trennung von Religion und Staat. Damit wir alle – und vor allem die Opfer – nicht mehr auf die Gnade der Kirche angewiesen sind.


Quellen