Polio-Ausbruch – Warum Impfungen auch für altbekannte Erreger so wichtig sind

Seit dem Jahr 2020 wird die gesundheitspolitische Diskussion insbesondere durch das Corona-Virus bestimmt. Doch in den vergangenen Wochen wurden vermehrt auch Ausbrüche der sogenannten Poliomyelitis, kurz Polio, festgestellt, welche auch als Kinderlähmung bekannt ist. Diese Ausbrüche sind unter anderem in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Israel aufgetreten [1].

Bei Polio handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit, die vorwiegend Kinder im Alter unter fünf Jahren betrifft und in schweren Fällen das Nervensystem angreifen kann, was zu Lähmungen führt [2]. Die Krankheit ist nicht heilbar, ihr Ausbruch kann jedoch durch eine Impfung verhindert werden werden. Durch erfolgreiche Impfkampagnen gilt Polio in allen Regionen der Welt außer dem Nahen Osten als ausgerottet [3]. In Deutschland wurde die letzte übertragene Infektion im Jahr 1990 erfasst [3].

Die gegenwärtigen Ausbrüche der Krankheit sind auf zu geringe Impfquoten zurückzuführen. Grundsätzlich werden bereits Säuglinge in Deutschland nach Empfehlung der STIKO gegen die Kinderlähmung geschützt. Die Impfquote liegt in den Geburtsjahrgängen ab 2008 bei etwa 90 % – für Herdenimmunität wäre jedoch eine Quote von über 95 % erforderlich [4]. Auch wenn Deutschland bisher glücklicherweise von Polio-Ausbrüchen verschont geblieben ist, wären Infektionen durch die niedrigen Impfquoten auch bei uns denkbar.

Ein weiterer Faktor sind die eingesetzten Polio-Impfstoffe. Bei der teilweise noch verbreiteten Schluckimpfung handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der geringe Mengen abgeschwächter Viren enthält. Wenn diese mutieren oder auf ungeimpfte Kontaktpersonen treffen, können sich Letztgenannte infizieren und erkranken [5]. Um das zu verhindern, sollten nur noch Totimpfstoffe verabreicht werden, zu denen auch die mRNA-Impfstoffe gehören, die bei den COVID-19-Impfstoffen erstmals zum Einsatz kamen und sich als sicher und wirksam erwiesen haben [6].

Wir fordern eine stärkere Förderung der Forschung an neuen Impfstoffen auch für altbekannte Erreger. Vor allem muss jedoch eine hohe Impfquote in der Bevölkerung angestrebt werden, um ein Wiederaufleben beinahe ausgerotteter Krankheiten sowie die Entstehung weiterer Pandemien zu verhindern.

[1] https://www.tagesspiegel.de/wissen/gefahr-einer-lauhmenden-krankheit-warum-polio-wieder-auflebt-8631457.html

[2] https://www.who.int/health-topics/poliomyelitis#tab=tab_1

[3] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Poliomyelitis.html[4]  https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/faq-polio-101.html

[5] https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/polio-kinderlaehmung/

[6] https://correctiv.org/faktencheck/2021/08/31/doch-die-wirksamkeit-und-sicherheit-von-covid-19-impfstoffen-wurde-in-studien-belegt/