Klima- und Energiepolitik
Einleitung
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist die Vermeidung weiterer Folgen des menschengemachten Klimawandels wie die seit mehreren Jahrzehnten stetig steigende globale Durchschnittstemperatur.
Angesichts der Dringlichkeit des Problems tut die bisherige Politik viel zu wenig, um die europäischen Klimaziele – und langfristig komplette CO2-Neutralität – zu erreichen.
Wir steuern mit praktikablen, wissenschaftlich fundierten Ansätzen dagegen, um zügig die notwendigen Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen. Zentral sind dabei der Kohleausstieg vor 2030 und eine intelligente Kombination aus verschiedenen bereits verfügbaren sowie neuen Technologien. Das kann beispielsweise – bis zu ihrer vollständigen Abschaltung – die Optimierung fossiler Kraftwerke und den temporären Fokus auf Energieerzeugung mit niedrigerem CO2-Fußabdruck umfassen. Auch das Senken des Energieverbrauchs, Technologien mit höherer Energieeffizienz im Stromnetz und der Abbau von Hürden für Power-2-X-Technologien bzw. dezentrale Energieversorgung sind wichtige Maßnahmen.
Wir wollen – nach einer vorurteilsfreien Risiko-Nutzen-Kosten-Abschätzung – die sinnvollsten Lösungen fördern und umsetzen, flankiert von Anreizen für klimafreundliches Handeln
1. Motivation

Der Grund für die Erwärmung ist der Treibhauseffekt infolge der Zunahme von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, aber auch Methan oder diversen Stickoxiden.
Wir sehen bereits jetzt die ersten Auswirkungen durch den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur – wie die Häufung extremer Wetterereignisse, das Abschmelzen der Gletscher und den Rückgang des Eises an den Polkappen.
Unsere Gesetze können wir ändern, Naturgesetze nicht.
Vor solchen Auswirkungen warnten Wissenschaftler bereits US-Präsident Johnson im Jahr 1965. Einige wurden leider, wie vorhergesagt, ab der Jahrtausendwende deutlich sichtbar. Fast alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass noch viel weitreichendere Konsequenzen wie der Anstieg des Meeresspiegels sowie daraus resultierende Migrationswellen folgen werden. Andere Schwierigkeiten, beispielsweise die mögliche Kappung des Golfstromes durch eine Veränderung des Salzgehaltes im nordatlantischen Ozean, die Vergrößerung und Bewegung von Wüsten und Einflüsse auf Tiere und Insekten (wie die Dezimierung der Bienenbestände oder Verbreitung der Anopheles-Mücken, besser bekannt als “Malaria-Mücken”, nach Europa) sind möglich.
Daher ist sofortiges Handeln unbedingt erforderlich! Wir benötigen dazu hier und heute eine dezidierte weltweite Anstrengung, um die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren.
Es gab bereits in der Vergangenheit fast schon in Vergessenheit geratene größere, durch Menschen verursachte Umweltprobleme wie etwa das Ozonloch. Mit einer einmaligen, weltweit koordinierten Zusammenarbeit konnten die dramatischen Auswirkungen des Ozonlochs verhindert werden. Die Folgen würden wir sonst heute “hautnah” spüren. Die Ursachen des Ozonlochs, der Ausstoß von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen, kurz FCKW, wurde mit der Ratifizierung des Montrealer Protokolls durch alle 197 UN-Staaten der Welt global um 97% reduziert.
Mit einer weltweit koordinierten Zusammenarbeit konnten Auswirkungen des Ozonlochs verhindert werden. Die Folgen des anthropogenen Klimawandels mit solchen Abkommen aufzuhalten, ist also keine Utopie!
Um effektive Lösungen zu finden, müssen wir auf pragmatische, rationale und wirtschaftlich realisierbare Lösungsansätze bauen. Wir können es uns nicht leisten, auf ideologisch geprägte, wissenschaftlich nicht haltbare und über die Jahre festgefahrene Meinungen zu setzen.
Wir setzen auf neue Methoden zur Energieerzeugung, Technologien zur Einsparung von Energie sowie Aufklärung und Bildung der Menschen. Wir müssen einen evidenzbasierten Risikovergleich der verschiedenen Technologien zur Energieerzeugung durchführen und dürfen uns dabei nicht von angeblichen Risiken von vornherein verblenden lassen, solange diese nicht wissenschaftlich belegt sind. Gleichzeitig dürfen wir die nicht direkt sichtbaren, aber sicher eintretenden Wirkungen, deren Ursachen und Folgen wissenschaftlich belegt sind, nicht aus den Augen verlieren.
Die Folgen des Klimawandels aufzuhalten, ist keine Utopie!
2. Klimawandel
Die durchschnittlichen Werte von Temperatur und Wetterdaten werden als Klima bezeichnet, sobald Durchschnittswerte innerhalb von mehreren Monaten bis mehreren tausend Jahren ermittelt werden. Die langfristige Veränderung dieser Mittelwerte bezeichnet man als Klimawandel.
Was sind die Ursachen des Klimawandels?
Hier spielt der Treibhauseffekt eine wesentliche Rolle. Der Treibhauseffekt wird durch sogenannte Treibhausgase in der Atmosphäre verursacht. Dazu zählen auf der Erde unter anderem Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf, aber auch Methan (CH4), Stickoxide (NOx), Halogenkohlenwasserstoffe und Ozon. Durch die erhöhte Konzentration dieser Gase verändert sich der Strahlungshaushalt der Erde. Das von der Erde reflektierte Sonnenlicht verbleibt verstärkt in Form von Wärme in der Atmosphäre und die globale Mitteltemperatur erhöht sich.
Ein deutliches Beispiel für den Effekt von CO2 auf die Temperatur und das Klima ist die Venus. Dort würden theoretisch -52°C herrschen, doch aufgrund des sehr hohen CO2-Aufkommens in der Atmosphäre des Planeten sind dort Temperaturen von über +450°C üblich.
Der Mensch ist für den rasanten Anstieg der CO2-Konzentration verantwortlich.
Es gab schon viele Ereignisse, die nicht durch den Menschen verursacht wurden und unser Klima langfristig beeinflusst haben. Das ist der natürliche Klimawandel. Hierzu zählen die Eiszeiten, periodische Schwankungen aufgrund der sich verändernden Erdumlaufbahn um die Sonne, Supervulkanausbrüche oder Asteroideneinschläge, die die Einstrahlung von der Sonne durch Staubbildung deutlich eingeschränkt haben.
Die langfristige Änderung des Klimas, welche durch den Menschen verursacht wird, nennt man dagegen den anthropogenen Klimawandel.
Kohlendioxid
CO2 ist laut des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die Substanz mit dem größten Einfluss auf den Energiebilanz durch Strahlung, die von außen auf die Erde einwirkt (Strahlungsantrieb, „Radiative Forcing“) und damit hauptverantwortlich für den anthropogenen Klimawandel.
Es besteht kein Zweifel daran, dass der Mensch seit der Industrialisierung deutlich zur Erhöhung des CO2-Gehalts beigetragen hat und für den rasanten Anstieg der CO2-Konzentration verantwortlich ist, vor allem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe.
Als vor 3 – 5 Millionen Jahren die CO2-Werte diese Höhe hatten, war die Erde laut WMO (UN-Weltorganisation für Meteorologie) um ca. drei Grad wärmer: Grönland war nicht mit Eis bedeckt, Teile der Antarktis waren geschmolzen und der Meeresspiegel lag 20 Meter höher.
Treibhausgase, die in der Atmosphäre oder den Ozeanen abgelagert werden, haben dort eine Verweildauer von Tausenden von Jahren. Wenn CO2 in die Luft ausgestoßen wird, wird es nicht nur von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ausgetauscht, sondern auch gespeichert. Die Abgabe des gespeicherten CO2 aus der Atmosphäre, insbesondere der Tiefsee, ist aber ein sehr langsamer Prozess, der über mehrere zehntausend, wenn nicht hunderttausend, Jahre abläuft. Die ausgestoßene Menge an CO2 nimmt sehr langsam ab („Long Tail“) und verbleibt in dieser Zeit in der Atmosphäre. Laut IPCC braucht es tausend Jahre bis 60 – 85% des anthropogenen CO2 aus der Atmosphäre wieder verschwunden wären. Der vollständige Abbau dauert demnach sogar mehrere hunderttausend Jahre.
Die Speicherung und der langsame Abbau machen CO2 so gefährlich, denn die Auswirkungen werden erst Jahre bis Jahrzehnte nach seiner Freisetzung sichtbar.
Wir dürfen also nicht erst warten, bis die Folgen sichtbar werden, sondern müssen sofort handeln. Aus dem Klimawandel wird sonst eine Klimakatastrophe!
Andere Treibhausgase
- Distickstoffoxid (N2O) ist ein Treibhausgas, das primär in der Landwirtschaft freigesetzt wird; es entsteht unter anderem beim Abbau von mineralischem Stickstoffdünger im Boden.
- Methan entsteht insbesondere beim Reisanbau, der Intensiv-Tierhaltung und dem Auftauen von Böden in Permafrostgebieten. Auch bei der Erdgasgewinnung entweicht es in großen Mengen.
- Ozon entsteht in der unteren Atmosphäre (Troposphäre) über die Spaltung von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, in der Stratosphäre durch die Spaltung von Sauerstoffatomen.
- Aerosole wie Rußpartikel in der Atmosphäre führen zu einer Erwärmung, da sie die Sonnenstrahlung absorbieren. Sinken Rußpartikel auf Schneeflächen, werden diese Flächen dunkler und die Rückstrahlung durch Reflektion ins Weltall wird verringert.
Was sind die Auswirkungen des Klimawandels?
Aufgrund des Temperaturanstiegs ist eine Änderung der überregionalen agrarwirtschaftlichen Bedingungen, ein Anstieg des Meeresspiegels und daraus folgend die massenhafte Flucht von Menschen zu erwarten. Es wird zur Übersalzung der Küstenregionen, dem Schmelzen der Pole und Gletscher, zu Überschwemmungen, dem Abrutschen großer Mengen Schelfeis vom Festland der Antarktis ins Meer mit resultierender Tsunamigefahr, der Häufung extremer Wetterbedingungen und der Ausbreitung von Trockengebieten kommen.
Da der Klimawandel anthropogen, also vom Menschen gemacht ist, spielt natürlich auch das Bevölkerungswachstum eine Rolle. Nach aktuellem Stand wird erwartet, dass das Bevölkerungswachstum der Menschheit bei 11 bis 12 Milliarden Menschen seinen Höhepunkt erreicht haben wird. Die Energieressourcen, die wir dann benötigen, werden sehr wahrscheinlich nicht durch unsere bisherigen Energiequellen abgedeckt werden können.
Einflüsse auf Tiere und Insekten, wie die Dezimierung der Bienenbestände oder die Verbreitung der Anopheles-Mücken nach Europa, sind möglich.
Schon vor über 50 Jahren warnten Klimawissenschaftler vor den Risiken des Klimawandels.
1979 wurde im Charney Report der National Academy of Sciences der Zusammenhang zwischen atmosphärischer Kohlendioxidkonzentration und der daraus resultierenden globalen Erwärmung beschrieben. 1980 sagte Klaus Heinloth den ungefähren Ablauf und die Folgen des Klimawandels durch den Menschen mit beängstigender Präzision voraus. Er war Physikprofessor der Uni Bonn, bis 1994 Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Schutz der Erdatmosphäre und von 1988 bis 1991 Mitglied des Klima-Beirates der Bundesregierung.
Aktueller Stand
Die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf die Temperatur sind heute eindeutig zu messen. 2016 sank die globale Eisausbreitung um mehr als 4 Millionen Quadratkilometer unter Durchschnitt. Das Schmelzen des arktischen Eises führt zu einer Veränderung der atmosphärischen Zirkulation und der Meeresströmungen.

Was sind unsere Lösungsansätze?
Wir brauchen eine pragmatische und realistische Planung der Energieversorgung, um dem steigenden Energiebedarf gerecht zu werden. Dabei ist die Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch effektivere Ausnutzung der bisherigen fossilen Brennstoffe bis zu einem gewissen Grad möglich und sinnvoll, aber nur als Übergangslösung zu sehen. Wir müssen auf alternative Energieerzeugung setzen, neue Technologien zur Energiegewinnung erforschen und nachhaltige Lösungsstrategien erarbeiten. Wir unterstützen zudem Forschungen zu Verfahren, welche den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre ermöglichen, auch negative Emissionen genannt.
Besondere Bedeutung kommen der Optimierung der Sonnen-, Wasser- und Windenergie, der Nutzung “Grüner Kernenergie” und Kernfusion sowie des Wasserstoffes als Energieträger und -speicher zu.
Eine kritische und ergebnisoffene Auseinandersetzung mit einem Risiko-, Nutzen- und Kostenvergleich aller bestehenden und zukunftsorientierten Lösungsansätze ist hier notwendiger denn je, um unter dem vom Pariser Klimaabkommen vorgegebenen Grenzwert der Erderwärmung von 1,5°C zu bleiben. Nur dann können wir die Folgen des Klimawandels noch eindämmen und unseren Planeten auch für nachfolgende Generationen erhalten!
Forderungen
- Massive Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen
- Dekarbonisierung der Energieversorgung
- Intensivierung und Aufbau internationaler Kooperationen, um den weltweiten CO2-Ausstoß bis 2050 im Vergleich zu 1990 zu halbieren, damit wir unter das Ziel des Pariser Klimaabkommens, den globalen Temperaturanstieg auf möglichst 1,5°C zu begrenzen, erreichen können
- Sofortige Teilnahme an Forschungsprojekten zur Eindämmung des CO2-Ausstoßes, die nur durch internationale Zusammenarbeit gemeistert werden können
- Ausweitung der Forschung zu neuen Technologien, vor allem im Energiesektor
3. Fossile Energieträger
Was sind Fossile Energieträger?
Fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas sind Gemische von Kohlenwasserstoffen, die auf dem Kohlenstoffkreislauf basierend über Millionen von Jahren aus abgestorbenem organischem Material gebildet wurden. Mit ihnen ist es möglich, die gespeicherte Sonnenenergie vergangener Zeiten durch Verbrennung zu nutzen. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger entsteht CO2, das zum natürlichen Kreislauf hinzu kommt.
Einfluss auf den Klimawandel
Diese fossilen Brennstoffe sind die Hauptverursacher des Klimawandels. Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe setzen sie CO2 und andere Treibhausgase frei. In der kurzen Zeit seit der Industrialisierung haben wir Menschen es geschafft, dass der CO2-Anteil in der Atmosphäre so hoch ist wie seit Millionen Jahren nicht mehr!
Aber auch giftige Stoffe wie Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Quecksilber und aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) werden insbesondere von Kohlekraftwerken ausgestoßen. Quecksilber und PAK sind zudem krebserregend, genauso wie die Schwermetalle Blei, Cadmium und Nickel, die im Feinstaub enthalten sind. In Deutschland sind es laut einem Gutachten des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik ca. sieben Tonnen Quecksilber jährlich, die in Kohlekraftwerken freigesetzt werden. Neben Polen und Griechenland sind wir hier Spitzenreiter!
Aus unserer Sicht reicht es hier nicht allein, obere Grenzwerte für Schadstoffemissionen zu fordern. Stattdessen wäre ein schneller Ausstieg die sinnvollere und kostengünstigere Maßnahme, wenn die ökonomischen Folgen des Klimawandels und das benötigte Nachrüsten mit modernen Filteranlagen berücksichtigt werden. Laut Studien von WWF Deutschland und Health and Environment Alliance (HEAL) verursachen diese Stoffe jährlich um die zwanzigtausend Todesfälle in Europa und Kosten von rund 60 Milliarden Euro im Gesundheitssystem.
Kohlekraftwerke stoßen große Mengen an giftigen Stoffen aus. Im Hinblick auf die katastrophalen Folgen, die aus den Emissionen aus Kohlekraftwerken resultieren, ist es dringend notwendig, dass wir so schnell wie möglich – wir meinen, spätestens bis 2030, wenn möglich früher – aus der Nutzung dieser für uns alle bedrohlichen Energiequelle aussteigen.
Ausstieg aus fossilen Energiequellen
Es gibt zaghafte Bestrebungen, auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Laut Klimaschutzpapier beispielsweise sollen ab 2030 in Neubauten keine Heizungsanlagen mehr installiert werden, die auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe basieren und dafür sehr viel strengere Anforderungen der Energieeinsparverordnung durchgesetzt werden. Wir meinen aber, dass es nicht ausreicht, wenn erst danach beim Verkehr angesetzt werden soll. Auch hier muss 2030 als Ausstiegsdatum anvisiert werden.
Aber den Ausstieg zu fordern, ohne eine Vision für ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu haben, ist eben nicht verantwortungsvoll. Wir brauchen bis dahin neue praktikable Konzepte, um den steigenden Energiebedarf zu decken. Es bedarf eines Klimaschutzplans, der alle gleichermaßen in die Pflicht nimmt.

Eine kostengünstigste Möglichkeit, CO2 einzusparen, kann in der Modernisierung von Heizungen und oft völlig veralteten Großelektrogeräten in Haushalten
bestehen.
Forderungen
- Einsatz von effizienteren Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken statt herkömmlicher Kohlekraftwerke
- Optimierung konventioneller Kraftwerke auf fossiler Basis bis zu deren Abschaltung
- Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kohle bis 2030
- Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Erdöl und Erdgas bis 2050
- Ausweitung von Anreizprogrammen für die Modernisierung von Heizungen und Großelektrogeräten im privaten Bereich
- Einhaltung der EU-BREF-Richtlinien (vereinbart am 31. Juli 2017) bezüglich strengerer Grenzwerte bei der Emission von Schadstoffen wie Stickstoffoxid, Quecksilber und Rußpartikeln mit finanziellen Konsequenzen bei Verstoß
- Einführung von weitreichenderen Richtlinien als bisher, auch für den Verkehr und Gewerbetreibende
- Ausarbeitung internationaler Vereinbarungen für gemeinsame Klimaziele
- Schaffung eines politischen Rahmens, um aus der Null-Emissions-Zukunft eine wirtschaftliche Chance zu machen
4. Alternative Technologien
Regenerative Energiequellen
Der Anteil regenerativer Energiequellen an dem in Deutschland erzeugten Strom beträgt etwa 30%. Der Rest wird aus Braunkohle (ca. 23%), Steinkohle (ca. 17%), Kernenergie (ca. 13%), Erdgas (ca. 12%) und anderen Energieträgern (ca. 5%) gewonnen. 59% der sektorübergreifenden regenerativen Energien werden durch Biomasse, 20% von Windkraft, 12% aus Sonnenenergie (10% Photovoltaik, 2% Solarthermie), 6% aus Wasserkraft und 3% aus Geothermie gewonnen.
„Low-Carbon“-Methoden hinterlassen einen kleineren CO2-Fußabdruck!
Kann eine andere Verteilung sinnvoller sein? Der Schlüssel zu klimafreundlicher Energieerzeugung liegt in “Low-Carbon”-Methoden, die im Vergleich zu Kohle im gesamten Prozess der Herstellung bis zur Entsorgung deutlich weniger CO2 erzeugen. Hier sollten Kraftwerke, die einen kleineren CO2-Fußabdruck hinterlassen, bevorzugt werden und nicht die Technologie an sich. Auch die Effizienz der verschiedenen Energieerzeugungstechniken muss berücksichtigt werden.
Da Effizienz ein sehr dehnbarer Begriff ist, verwenden wir hier den Begriff “Erntefaktor”. Er beschreibt, wie viel Energie unter dem Strich tatsächlich mittels eines bestimmten Verfahrens gewonnen wird.
Der Erntefaktor wird definiert als das Verhältnis von während der Lebensdauer zur Verfügung gestellter Energie zur investierten Energie für Entwicklung, Herstellung, Transport, Entsorgung und weiteres.
EF | Typ | |
---|---|---|
Kernkraftwerk | 90 | Low-Carbon |
Laufwasserkraftwerk | 50 | Low-Carbon |
Windkraftwerk | 33 | Low-Carbon |
Braunkohle | 31 | High-Carbon |
Steinkohle | 29 | High-Carbon |
Erdgaskraftwerk | 28 | High-Carbon |
Solarthermie | 19 | Low-Carbon |
Photovoltaik | 5 | Low-Carbon |
Biogaskraftwerk | 3 | Low-Carbon |
Möglichkeiten für die Nutzung von Sonnenenergie
Photovoltaik
Mittels Halbleitertechnik wird Licht direkt in elektrischen Strom umgewandelt. Dazu gehören Solarzellen oder auch die Zukunftsvision einer Energiegewinnung direkt im Weltall. Bei Herstellung und Entsorgung von Solarzellen entstehen gefährliche Abfälle. Hier muss nach neuen, besseren Materialien geforscht werden sowie die Abfallaufbereitung, -vernichtung und/oder -entsorgung verbessert werden.
Solarthermie
Sonnenlicht wird weitläufig eingefangen, um eine angestrahlte Fläche zu erwärmen. Über Turbinen kann der entstehende Druck so zur Stromerzeugung genutzt werden. Zur Solarthermie gehören beispielsweise Parabolrinnen- und Solarturmkraftwerke mit Spiegelkollektoren oder Aufwindkraftwerke.
Künstliche Photosynthese
Zur Spaltung von Wasser oder zur Herstellung weiterer chemischer Erzeugnisse kann Sonnenlicht ebenfalls genutzt werden.
Solange der Erntefaktor von Photovoltaikanlagen nicht maßgeblich verbessert werden kann, ist der Ausbau solarthermischer Erzeuger aus wirtschaftlicher und umweltpolitischer Sicht oft sinnvoller. Internationale Zusammenarbeit, wie es sie im Bereich der Solarturm- und Aufwindkraftwerke bereits gibt, ist weiter auszubauen und zu fördern.
Strombedarf und Energieeffizienz
Wenn wir ohne fossile Energie auskommen wollen, müssen alternative Energiequellen effizienter werden. Wenn, wie zu erwarten, neben dem Stromverbrauch auch der Energiebedarf in den Sektoren Wärme und Verkehr weiter steigt, werden wir im Jahr 2040 nach aktuellen Hochrechnungen den globalen Energiebedarf verfünffachen. Dieser Entwicklung ausschließlich mit erneuerbaren Energien gerecht zu werden, ist bisher aussichtslos. Insbesondere müssen Alternativen gefunden werden, welche witterungsunabhängig die Basis-Last tragen, wenn Kohle und Gas dies nicht gewährleisten können.
Wir werden im Jahr 2040 unseren Energiebedarf verfünffacht haben. Die klimagerechte Energiewende kann nur gelingen, wenn Verluste bei Erzeugung, Übertragung und Nutzung von Energie durch intensive Forschung weiter drastisch verringert werden. Auch bei einer angenommenen idealen Entwicklung der Energieeffizienz wird bis 2040 eine Vervielfachung des Bedarfs erwartet.
Diese Menge aus Low-Carbon-Energien zu erzeugen, ist in der Theorie möglich, wenn alle Quellen, die zu Dekarbonisierung beitragen, gefördert würden. Mit den Ausbauzielen des EEG 2014 allerdings wird voraussichtlich weniger als ein Viertel der benötigten Energie aus klimaneutralen Quellen stammen.
Das bedeutet, dass nicht einmal der heutige Bedarf an Strom durch diese gedeckt werden könnte. Es bliebe zudem nichts übrig für den Energiebedarf der Sektoren Wärme und Verkehr.
Die durch die Bundesregierung festgelegten Ausbaukorridore, also die jährlich begrenzten Ausbaumöglichkeiten für Windkraft- und Photovoltaikanlagen, sind deutlich zu knapp bemessen. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird damit ausgebremst und Klimaziele können nicht eingehalten werden.
Dieser Umstand ist den politisch Verantwortlichen bekannt und wird somit bewusst in Kauf genommen, möglicherweise im Vertrauen auf eine nachträgliche Korrektur mittels CCS-Maßnahmen (Kohlenstoffbindung und -speicherung, “Carbon Capture and Storage”), die wiederum extreme Maßnahmen in einem viel zu eng bemessenen Zeitfenster voraussetzen würde.
Netzwerke
Das Stromnetz muss kontinuierlich verbessert und aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Im Norden, insbesondere in den Küstenregionen sind die Bedingungen ideal, um Strom mittels Windkraft zu erzeugen. Dort kann aber nicht immer die gesamte produzierte Energie verbraucht werden; die Folgen sind Netzüberlastungen und der Verlust der überschüssigen Energie, im Extremfall droht der Blackout.
Netzstabilität ist ein zentraler Aspekt der Versorgungssicherheit!
Strom muss also transportiert werden, idealerweise in die südlicheren Bundesländer, die diesen benötigen. In diesen Regionen erfolgt die Erzeugung von Strom bis zum Atomausstieg 2022 noch zum Großteil in Kernkraftwerken. Spätestens dann wird der Strom aus dem Norden zwingend benötigt. Für den Transport der Energie benötigen wir Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ), umgangssprachlich auch “Stromautobahnen” genannt.
Mit einem optimierten Versorgungsnetz lassen sich die Vorteile dezentraler Erzeuger wie der Solar-, Wind- und Gezeitenkraftwerke, aber auch der Haushalte und kleineren Anbieter optimal kombinieren, um eine dem Bedarf angepasste Versorgung zu gewährleisten. Wir unterstützen daher den Ausbau von HGÜ-Trassen zur Verbindung der nördlichen und südlichen Netze.
Wir müssen versuchen, den anvisierten Zeitrahmen bis 2025, durch optimierte behördliche Planung und Initiativen zur Aufklärung der Bürger zu unterschreiten. Ebenfalls unterstützen wir die geplante überregionale Vernetzung durch Verlegung von Stromtrassen innerhalb Europas.
Ein wesentlicher Schwachpunkt einiger regenerativer Quellen ist die ungleichmäßige Verfügbarkeit von Energie. Durch die Abhängigkeit von Wetter, Jahreszeit und teilweise auch lokalen Regelungen, etwa zum Artenschutz, kommt es zu Produktionsspitzen.
Speichermedien sind für eine erfolgreiche Energiewende unerlässlich.
Ein besseres Instrument zur Speicherung von Energie sind sogenannte Power-to-Gas-Anlagen (P2G). In diesen wird durch ein elektrochemisches Verfahren Wasserstoff gewonnen und gegebenenfalls in einem weiteren Schritt unter Aufnahme von CO2 Methan erzeugt. Bei der Produktion entsteht ein Energieverlust von etwa 25 bis 30% (zum Vergleich: bei Lithiumakkus liegt dieser Verlust unter 10%), ein Teil davon kann als Fernwärme genutzt werden.
Forderungen
- Erweiterung der Ausbaukorridore, um die Errichtung neuer regenerativer Erzeuger nicht weiter zu bremsen
- Effiziente und sparsame Nutzung aller verfügbaren Energieressourcen
- Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung und Ausweitung der Fernwärmenetze
- Weiterentwicklung von Power-to-Gas zur Nutzung als Energiespeicher bei Überschüssen
- Schnellerer Ausbau unterirdischer HGÜ-Trassen zur Nord-Süd-Verbindung
- Vergabe von Fördergeldern nur nach rationalen, wissenschaftlich belegbaren Gesichtspunkten
5. Technologien der Zukunft
Power-to-X-Technologien
Power-to-X-Technologien dienen der Versorgungssicherheit bei witterungsabhängigen Energien, in Zeiten eines Überangebotes oder des Mangels an Energie. Sie müssen in ihrer Effizienz weiter optimiert werden, um einer kritischen Entwicklung der Versorgungssicherheit entgegenwirken zu können. Ohne zuverlässige Energiespeicher sind die Ziele der Energiewende nicht oder nur stark verzögert erreichbar.
Wasserstoffgewinnung und Methanisierung begünstigen zudem die Umstellung des Verkehrs auf CO2-neutrale Antriebe. Auch die künstliche Photosynthese, als ein erst kürzlich erreichter Meilenstein, ist eines der vielversprechendsten Systeme für die Zukunft der Mobilität.
Kraft-Wärme-Kopplung
Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung werden mittelfristig einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten. In Kraftwerken mit KWK wird die während der Elektrizitätserzeugung anfallende Restwärme für Heizzwecke abgeführt. Verglichen mit separaten Strom- und Wärmeerzeugungssystemen sind Brennstoffeinsparungen von bis zu einem Drittel des Primärenergiebedarfs möglich.
Für die erfolgreiche Umsetzung müssen Markthemmnisse überwunden werden, um die veralteten zentralen Versorgungsstrukturen durch solche dezentralen Systeme zu ersetzen.
Geo-Engineering
Unter Geo-Engineering, auch Climate Engineering genannt, werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die auf eine direkte Beeinflussung des Klimas abzielen. Dazu soll in den Energiehaushalt der Atmosphäre eingegriffen werden. Geschehen kann dies neben den Techniken der negativen Emissionen auch durch Beeinflussung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Management, SRM).
Was bei Vulkanausbrüchen auf natürliche Weise geschieht, nämlich die partielle Abschirmung durch ausgestoßene Aerosole, kann auch auf künstlichem Weg erzeugt werden. Um den Effekt zu imitieren, kann Schwefelsäure in großen Mengen in die Stratosphäre injiziert werden. Einfallende Strahlung würde so zurück ins All reflektiert werden. Die Verweilzeit der Tröpfchen beläuft sich dort auf ein bis zwei Jahre, weiter unten beträgt sie weniger als eine Woche.
Sämtliche Folgen zukünftiger Technologien müssen in Forschungsprojekten untersucht werden.
Skepsis ist trotzdem angebracht, da die Temperaturen zwar sinken würden, die Methode möglicherweise aber auch für weniger Niederschläge sorgen würde. Eine Reduktion der Treibhausgase wird hierdurch nicht erreicht, lediglich eine kurzfristige Abkühlung der Atmosphäre. Andere Konzepte beabsichtigen, ähnliche Effekte durch künstliche Wolkenbildung oder gar weltraumtaugliche kleine Sonnensegel hervorzurufen.
Geo-Engineering darf keinesfalls die Verantwortung für die Eindämmung der Ursachen des Klimawandels von unseren Schultern nehmen!
Fazit
Bei all diesen Verfahren müssen sämtliche Folgen, positive wie negative, in Forschungsprojekten umfassend untersucht werden. Ohne genaue Kenntnis der Risiken können sie neue Probleme schaffen, statt vorhandene zu lösen. Je später wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen, desto schlechter stehen unsere Chancen, wenn wir erst einmal darauf angewiesen sind.
Es ist wichtig, in einer ergebnisoffenen Auseinandersetzung alle technischen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Vielversprechendes müssen wir fördern, Riskantes dagegen vermeiden.
Trotz der potentiellen Möglichkeiten zukünftiger Technologien dürfen wir nicht das Hauptziel, die zeitnahe Verringerung von Treibhausgasemissionen, aus den Augen verlieren. Entsprechende Vorgehen sind also nur als ergänzende Maßnahmen zu sehen.
Vielversprechendes fördern, Riskantes vermeiden!
Forderungen
- Investitionen in vielversprechende Speichertechnologien fördern
- Bereitstellung von Forschungsgeldern für vielversprechende Technologien
- Offene und verantwortungsbewusste Diskussion über Möglichkeiten der CO2-Bindung als ergänzende Maßnahmen
6. Kernenergie
Kernenergie und Atomkraft sind hoch emotionalisierte Themen, denen wir uns jedoch äußerst sachlich annehmen wollen. Wie Kohle und Gas gehört Kernenergie zu den Basislast-Primärenergiequellen, die unseren Bedarf an Energie – unabhängig von Witterungsbedingungen – sichern.
Risiken der Kernspaltung
Die schweren Unfälle in Kernkraftwerken, insbesondere in Tschernobyl und Fukushima, haben gezeigt, dass Kernkraft eine sehr komplexe und äußerst gefährliche Art der Energieerzeugung ist.
Ist eine Kernschmelze erst einmal eingetreten, lassen sich die Auswirkungen nur noch begrenzen. Notwendige Maßnahmen müssen in kürzester Zeit getroffen werden, um schlimmere Folgen zu verhindern. Gelingt dies nicht, treten Brennstoff, Spaltprodukte und radioaktive Gase aus – mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt. Durch die hohen Temperaturen im Kühlwassersystem besteht im Falle des Kontrollverlustes Explosionsgefahr.
Bislang müssen in Kernkraftwerken die eingesetzten Brennstäbe nach einigen Jahren ausgetauscht werden, da sie ihre Struktur verändern und brüchig werden. Dadurch lassen sich nur etwa 3-5% des eigentlichen Brennstoffs nutzen. Der Rest wird zu radioaktivem Abfall. Die Endlagerung der langlebigen Spaltprodukte ist Thema vieler Diskussionen und bis heute nicht geklärt. Wir hinterlassen nachfolgenden Generationen Unmengen strahlender Rückstände mit Halbwertszeiten, die außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens liegen.
Wir nehmen uns der Themen Kernenergie und Atomkraft sachlich an!
Es gibt aber bereits Ansätze, die aktivsten Restelemente in kurzlebige Spaltprodukte zu verwandeln, Transmutation genannt. Die aus dieser Technologie hervorgehenden Reste müssen für einen erheblich kürzeren Zeitraum endgelagert werden. Forschungen zu diesem Verfahren möchten wir unterstützen.
Einige Spaltprodukte wie Plutonium oder Uran-235 stellen zudem eine Bedrohung dar, weil sie für den Bau atomarer Sprengwaffen missbraucht werden können. Die Gefahr eines nuklearen Konfliktes steigt deutlich mit der Verfügbarkeit von waffenfähigem Spaltmaterial. Das ist neben dem Klimawandel eine weitere ernstzunehmende Bedrohung der Erde! Die Gefahr, dass europäisches, insbesondere deutsches, Spaltmaterial in falsche Hände kommt, ist vergleichsweise gering.
Eine größere Gefahr geht vom Betrieb der Kernkraftwerke beispielsweise in Nordkorea oder dem Iran aus. Die Kontrolle durch die International Atomic Energy Agency (IAEA) muss konsequent erfolgen und die Organisation in ihren Kompetenzen deutlich gestärkt werden.
Zum Vergleich der gesundheitlichen Risiken der verschiedenen Energiequellen wird gelegentlich die Mortalitätsrate herangezogen. Die Mortalität im Bezug auf Energieerzeugung gibt an, wie viele Todesfälle pro erzeugter Menge Energie auftreten. Dafür werden direkte und indirekte Folgen von Rohstoffgewinnung, Verarbeitung, Transport, der tatsächlichen Nutzung und entstehenden Abfälle samt Lagerung berücksichtigt. Atomkraft besitzt neben der Windkraft die mit Abstand geringste Mortalität mit 0,04 Todesfällen pro TWh (zum Vergleich: Kohle kommt auf 100 Todesfälle).
Die Auswirkungen niedriger Strahlendosen sind umstritten!
Die Risikodaten für den Einfluss von Strahlung auf die Häufigkeit von Krebserkrankungen sind im Wesentlichen durch Studien im Zusammenhang mit hoher Strahlungsbelastung – beispielsweise durch die unmittelbaren Folgen im Falle eines GAUs oder bei beruflich strahlenexponierten Personen – bekannt.
Welches Erkrankungsrisiko hingegen von sehr niedrigen Strahlungsdosen ausgeht (<100 mSv), ist nicht leicht zu ermitteln und daher auch in der Fachwelt umstritten. Das liegt auch daran, dass bei niedrigen Strahlendosen nicht vom Krankheitsbild auf die Ursachen der Krankheit geschlossen werden kann.
Es gibt Modelle, die das Risiko in diesem Bereich beschreiben:
Das LNT-Modell (Linear No Treshold), das oft von Kernkraftgegnern herangezogen wird, nimmt einen vollständig linearen Zusammenhang zwischen Krebsraten und Strahlungsdosis ohne unteren Grenzwert an. Hierbei wird angenommen, dass es für die Häufigkeit der gesundheitlichen Schäden statistisch unerheblich ist, ob viele Menschen einer niedrigen Strahlendosis oder wenige Menschen einer hohen Strahlungsdosis ausgesetzt werden. Die statistische Unsicherheit ist jedoch sehr hoch, wenn sehr kleine Wahrscheinlichkeiten (hier Krebsrisiko) mit sehr großen Zahlen (hier Bevölkerungsgruppen) multipliziert werden. Andere krebsfördernde Ursachen können daher nicht ausgeschlossen werden. Menschen sind zudem ständig einer geringen ionisierenden Strahlung ausgesetzt. Eine Rolle spielen hier u.a. kosmische Strahlung, UV-Strahlung durch Sonnenexposition, medizinische Röntgenstrahlung oder Strahlung durch Radon in unterirdischen Räumen wie Kellern.
Ein kausaler Zusammenhang zwischen den Ursachen von Krebserkrankungen und Strahlungsquelle kann bei sehr niedrigen Dosen daher nicht hergestellt werden. Man kann hier nicht von wissenschaftlich begründeter Risikoabschätzung sprechen.
Mit dem ZEP-Modell (Zero Equivalent Point) wird angenommen, dass es eine Grenze gibt, unterhalb derer ein kausaler Zusammenhang zwischen Strahlendosis und Krebserkrankung nicht nachweisbar ist.
Wenn das LNT-Modell aber dennoch als Begründung für die Abschaltung von Kernkraftwerken genutzt wird, muss sie nicht unabhängig davon gelten, aus welcher Quelle die Strahlung stammt? Muss man dann nicht auch ein Verbot von Langstreckenflügen, den Abriss von Häusern mit Kellerräumen mit entsprechenden Radonkonzentrationen, die Regelung der Sonnenexposition von Menschen und sogar die Umsiedlung von Menschen aus Regionen, in denen eine erhöhte natürliche Strahlendosis messbar ist, fordern? Eine untere Grenze ist also durchaus sinnvoll, um solche Mutmaßungen auszuschließen.
Alternativen zur Kernenergie müssen weniger gefährlich sein.
Es bedarf einer sachlichen Abwägung von Nutzen, Risiken und Kosten der verschiedenen Energiequellen, um bis 2030 den erfolgreichen Kohleausstieg zu gewährleisten und CO2-Emissionen nachhaltig zu verringern.
Grüne Kernkraft
Neue Kernkraftwerke der Generation IV werden aufgrund ihres niedrigen Risikopotentials und der umweltschonenden Funktionsweise auch als Grüne Kernkraftwerke bezeichnet. Diese lassen durch ihr spezielles Wirkprinzip schon aus physikalischen Gründen keine Kernschmelze zu. Sie können bereits verwendete Brennstäbe wiederholt nutzen, sodass die Spaltprodukte kurzlebiger sind und somit kein Endlager benötigen. Diese Kernreaktoren gelten als inhärent sicher, da aus physikalischen Prinzipien heraus ein Unfall mit großem Schadensausmaß (wie eine Kernschmelze) nicht möglich ist.
Bei Generation-IV-Kernkraftwerken ist eine Kernschmelze nicht möglich.
Flüssigsalzreaktor
Beim Flüssigsalzreaktor, englisch Molten Salt Reactor (MSR) werden keine anfälligen Brennstäbe verwendet, da das Brennmaterial in flüssigem Zustand vorliegt. Der Reaktor besteht aus Salzlösungen (Thorium- und Uranfluoride). Thorium-232 ist ein nicht spaltbares, sehr schwach radioaktives Material. Durch Bestrahlung mit Neutronen entsteht Thorium-233, aus welchem wiederum Uran-233 erbrütet wird. Uran-233 absorbiert ein Neutron und spaltet sich in zwei kleinere Kerne (beispielsweise Strontium-93 und Xenon-137, zusätzlich 3 freie Neutronen). Eines der Neutronen wird erneut von Thorium-232 absorbiert, womit der Kreislauf von Neuem beginnt.
Während dieses Prozesses werden große Mengen Wärmeenergie frei, die den Reaktor auf eine Betriebstemperatur von über 600°C bringen. Bei steigenden Temperaturen nehmen die freien Neutronen zu sehr an Geschwindigkeit zu, um vom Kernbrennstoff absorbiert werden zu können. Damit wird kein neues Brennmaterial erbrütet und die Temperatur sinkt wieder. Ein zusätzliches Kühlsystem ist nicht nötig. Im Falle einer schwerwiegenden Beschädigung, wie sie etwa durch eine Naturkatastrophe hervorgerufen werden könnte, klingt die Kettenreaktion mangels Neutronen ab. Der Reaktor reguliert sich also aus physikalischen Gründen selbstständig und ist damit inhärent sicher. Durch das eingesparte Kühlsystem können die Reaktoren unter atmosphärischem Druck operieren. Das zusätzliche Betriebsrisiko durch hohe Drücke entfällt damit ebenfalls.
Kernwaffenfähige Spaltprodukte werden für diesen Zyklus gebraucht und können nicht entnommen werden, da der Reaktor andernfalls zum Stillstand kommt. Die langlebigen Spaltprodukte verbleiben im Kern, bis auch sie gespalten werden und nahezu komplett verbraucht sind. Über 99% des Kernbrennstoffs werden genutzt und es entsteht somit fast kein radioaktiver Restmüll – im Gegensatz zu den Kernkraftwerken, die bisher im Einsatz sind. Die kurzlebigen Spaltprodukte können im laufenden Betrieb entnommen werden, was die für diesen Zweck bisher notwendige Abschaltung überflüssig macht. Zu diesen Spaltprodukten gehören unter anderem das für die Medizin wertvolle Molybdenum-99, Thorium-229 für die Alpha-Therapie- Krebsbehandlung, Radiostrontium Sr-90, Xenon und seltene Erden wie Neodym.
Flüssigsalzreaktoren können klein und modular gebaut werden und eignen sich wegen der hohen Betriebstemperaturen zusätzlich ideal zur Fernwärmeversorgung.
Natürliches Thorium ist auf der Erde fast dreimal so häufig wie Uran vorhanden. Damit könnten Reaktoren auf Thorium-Basis den weltweiten Energiebedarf deutlich länger decken. Außerdem sind die Vorkommen nicht örtlich beschränkt, sodass keine Rohstoff-Abhängigkeiten entstehen können (wie bei Rohöl).
Dieses Konzept ist nicht neu. Die Frage ist also: Warum werden stattdessen die risikoreicheren Druckwasserreaktoren genutzt, wenn hier eine nahezu ideale Lösung vorliegt? Und warum wird die Forschung mit Ausnahme von China weltweit nirgends mehr gefördert?
In den 50er Jahren wurde die Technik nicht weiter untersucht, da diese zur Gewinnung von waffenfähigen Spaltprodukten nicht geeignet ist.
Kernfusion funktioniert, als hätten wir Sterne auf der Erde. Da Uranminen, Anreicherungsanlagen und Brennelementeherstellung durch den MSR überflüssig werden, und weil der Umstieg und die dazu notwendige Forschung deutlich teurer ist, als bei bestehenden AKWs zu bleiben, ist es fraglich, ob die „Atomlobby“ als private Wirtschaft eine Interesse daran hat, MSR, oder Generation-IV-Kernkraftwerke im Allgemeinen zu fördern, wie oft behauptet.
Kernfusionsreaktoren
Im Gegensatz zu den bisherigen Kernkraftanlagen, die auf der Spaltung eines Kerns beruhen, wird die Energie in Fusionsreaktoren aus der Verschmelzung von Atomkernen gewonnen – auf die gleiche Weise, wie Sterne Energie produzieren.
Ein Deuterium-Tritium-Gasgemisch dient als Brennstoff. Um die Fusion in Gang zu bringen, wird eine Zündtemperatur von 100 bis 150 Millionen Grad benötigt. Bei diesen Temperaturen befindet sich das Gasgemisch in einem Zustand, der sich Plasma nennt. Hier sind die Atomkerne und Elektronen voneinander getrennt. Es gibt keine Materialien, die diese Temperatur aushalten. Da das Plasma aber aus geladenen Teilchen besteht, kann es durch sehr starke Magnetfelder davon abgehalten werden, die Wände des umschließenden Gefäßes zu berühren.
Bei der Fusionsreaktion entstehen geladene Heliumkerne, die vom Magnetfeld eingeschlossen werden. Die entstehende Energie wird gepulst an das Plasma abgegeben. Das Plasma heizt sich selber auf, und die externe Wärmezufuhr kann abgeschaltet werden. Das Plasma brennt ab jetzt wie bei Sternen selbständig weiter.
Kernfusion funktioniert, als hätten wir Sterne auf der Erde!
Was sind die Vorteile?
- Der Reaktor enthält keine Energiequellen, die beim Störfall den Reaktor zerstören könnten. Daher ist auch diese Art von Kernreaktor „inhärent sicher“.
- Klimaschädliche Emissionen treten ebenfalls nicht auf. Der Brennstoff ist nahezu unbegrenzt verfügbar und könnte einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten.
- Die durch die Neutronen aktivierten Wände des Plasmagefäßes müssen nach Betriebsende des Reaktors zwischengelagert werden. Da die Strahlung der Wände aber kurzlebig ist (ca. 100 Jahre), wird auch hier kein Endlager benötigt.
- Es entsteht kein kernwaffenfähiges Material.
- Die Reaktoren lassen sich optimal in ein Stromversorgungsnetzwerk einbinden, beispielsweise als Pufferung in das Verbundsystem aus witterungs- und windabhängigen erneuerbaren Energien.
- Kernfusionreaktoren könnte auch zur Wasserstofferzeugung genutzt werden.
Bisherige Forschung und ein Ausblick
1983 gelang es zum ersten Mal in der europäischen Gemeinschaftsanlage JET (Joint European Torus), mit diesem Prinzip Energie freizusetzen. 1997 wurde die Hälfte der Energie erzeugt, die eingesetzt wurde. Es entstand zwar, wie in diesem Stadium der Entwicklung auch erwartet, nicht mehr Energie als reingesteckt wurde, es ging in diesem Forschungsprojekt aber darum zu zeigen, dass es prinzipiell möglich ist, Energie mittels Fusion zu erzeugen. Damit wurde ein wichtiger Meilenstein in der kommerziellen Nutzung von Kernfusion erreicht.
Es gibt verschiedene Konzepte für Fusionsreaktoren. „Tokamak-Anlagen“ wie JET, die „gepulst“ arbeiten, oder „Stellaratoren“, die im „kontinuierlichen Betrieb“ arbeiten. Der Vorteil kontinuierlichen Betriebs steht aber einer extrem komplexen Form der benötigten Magnetspulen entgegen. Mit Wendelstein 7-X, einem Projekt, das 2015 in Greifswald im Betrieb ging, soll gezeigt werden, dass es auch mit diesem Prinzip möglich ist, Plasma einzuschließen und im Gleichgewicht zu halten. Energieerzeugung ist hier allerdings nicht das Ziel.
Die Utopie von Sternen auf Erden kommt uns wegen eines einmaligen Beispiels von internationaler Zusammenarbeit ein ganzes Stück näher: durch das Projekt ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor).
1985 beschlossen der damalige sowjetische Generalsekretär Gorbatschow, der französische Präsident Mitterrand und der US-Präsident Reagan gemeinsam die Umsetzung dieses Projektes. Die Forschung begann 1988 im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching.
Die internationale ITER-Organisation wurde 2007 in Cadarache im Süden Frankreichs gegründet. Inzwischen beteiligen sich Europa, Japan, Russland, China und Südkorea, USA und Indien. Man hofft, 2025 Plasma erzeugen zu können.
Ziel ist es, 2050 mit dem Folgeprojekt DEMO Energie zu erzeugen. Vielleicht mit den besseren Eigenschaften des Stellarators – wenn die Theorien bis dahin bewiesen werden können.
Wenn wir weiter in die Erforschung der Fusion investieren, könnte 2050 das erste kommerzielle Kernfusionskraftwerk in Betrieb gehen. 2100 könnten diese kleinen Sonnen auf Erden 20 bis 30 Prozent des weltweiten Strombedarfs decken.
Fazit
Grüne Kernenergie ist klimaneutral und umweltfreundlich und könnte eine wesentliche Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels spielen. Bis 2100 könnten bis zu 50% der benötigten Energie durch Kernfusion und Kernspaltung abgedeckt werden.
Die Leistung von Wind- und Solarenergie variiert sehr deutlich über Tag, Monat und Jahr. Kohlekraftwerke dagegen arbeiten 90% der Zeit mit voller Leistung. Man benötigt sechs Solarkraftwerke und vier Windkraftwerke, um zuverlässig die gleiche Energiemenge zu erzeugen wie ein vergleichbares Kohlekraftwerk. Im Vergleich könnten Gas- und Kernenergie zusammen bei 90% maximaler Leistung arbeiten und somit Kohle direkt ersetzen. Ein Wasserkraftwerk könnte zu Spitzenzeiten bei 100% der maximalen Leistung und sonst bei 40% der maximalen Leistung arbeiten.
Wenn Kohlekraftwerke durch Alternativen ersetzt werden würden – wie sähe es mit der Kostenbilanz der verschiedenen Technologien aus? Es zeigt sich, dass die Bilanz bei Solar negativ, bei Wind ungefähr gleich und bei Hydro-, Kern- und Gas-Dampf-Kraftwerken dagegen positiv wäre.
Die Sicherheit grüner Kernenergie muss in Forschungsprojekten geprüft werden!
Eine internationale Kooperation ist notwendig!
Eine internationale Kooperation in der Erforschung und Erprobung grüner Kernenergie ist dringend notwendig. Private Unternehmen können diese Aufgabe nicht tragen.
Forderungen
- Eine sachliche Diskussion zu Risiken, Nutzen und Kosten der verschiedenen Energiequellen, um den Ausstieg aus der Kohle bis 2030 so zu gewährleisten, so dass unser Energiebedarf gesichert bleibt
- Teilnahme an Forschungsprojekten, die die Funktionalität von inhärent sicheren Kernkraftreaktoren belegen (oder widerlegen), damit entsprechende Ergebnisse in 20 Jahren zur Verfügung stehen
- Ausweitung der Forschungsprojekte im Bereich der Kernfusion
- Zeitnahe Ersetzung der Kernreaktoren der veralteten Generation I bis II
- Investitionen in Transmutation, um aus dem langlebigen Atommüll kurzfristige Spaltprodukte zu erzeugen, die kein Endlager benötigen
7. Kosten und Finanzierung
Bei der Abwägung der Kosten sollten wir bedenken, was der Klimawandel uns kostet und wie stark eine Reduzierung der Emissionen uns entlastet. Diese Unkosten zur Entlastung sind niedriger als die Kosten, die durch die Beschädigung der Umwelt und die Folgen des Klimawandels entstehen.
Wir sollten bedenken, was der Klimawandel uns kostet und wie stark eine Reduzierung der Emissionen uns entlastet

Steueraspekte, Subventionen und Handel mit CO2-Emissionen
Momentan wird jede Kilowattstunde Strom mit der “Ökosteuer” verteuert. Das gilt für selbst erzeugten und für gekauften Strom. Allerdings gibt es hier sehr viele Ausnahmen für das produzierende Gewerbe und Landwirtschaftsbetriebe, aber auch für den gesamten Luftverkehr. Durch den Spitzenausgleich werden Unternehmen zudem entlastet, wenn sie eine Mindestmenge Strom verbrauchen. Diese Art der Besteuerung ist zu wenig zielgerichtet und schafft sogar Negativ-Anreize, wenn Unternehmen mehr Strom verbrauchen, um in den Genuss dieser Steuererleichterungen zu kommen.
Die Betreiber von Anlagen, die Strom aus Wind, Wasser, Sonne, Geothermie oder Biomasse produzieren, dürfen ihn in das Stromnetz einspeisen. Die Netzbetreiber werden durch die Regierung verpflichtet, diesen Strom zu kaufen – zu einem staatlich garantierten Preis. Der Netzbetreiber verkauft den Strom an der Strombörse weiter. Die Differenz bekommt er aus dem EEG-Topf. Und dieser speist sich aus der EEG-Umlage, die jeder Verbraucher über den Strompreis mitbezahlt. Je mehr Strom aus erneuerbaren Quellen kommt, desto mehr steigt die Umlage. Der Effekt ist paradox: Je stärker die erneuerbaren Energien den Strompreis senken, desto höher steigt die EEG-Umlage.
Die Ökosteuer und die EEG-Umlage sollten abgeschafft werden!
Dabei ist der Strom aus erneuerbaren Quellen längst wettbewerbsfähig, es bräuchte diese Preisgarantie nicht mehr, um Investitionsanreize zu schaffen. Gleichzeitig gibt es eine Deckelung für den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch. Diese sieht vor, dass 2025 maximal 40–45% des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen dürfen und 55–60% im Jahr 2035.
Diese Korridore reichen jedoch bei Weitem nicht aus. Wenn die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden sollen, darf ab 2040 kein CO2 mehr energiebedingt ausgestoßen werden. Hinzu kommt, dass diese Umlage Menschen mit geringem Einkommen unverhältnismäßig stark belastet. Wer eine eigene Solaranlage hat, profitiert vom EEG, Geringverdiener haben diese Möglichkeit nicht.
Die aktuelle Situation macht es nötig, die Deckelung abzuschaffen, um den Energiewandel nicht weiter abzubremsen. Die Ökosteuer und die EEG-Umlage sollten ebenfalls abgeschafft werden, da sie als Instrumente zur weiteren Steuerung der Energiewende ungeeignet sind.
Ein besser geeignetes Mittel zur CO2-Limitierung der Industrie ist der Emissionshandel. Dieser könnte echte Anreize schaffen, CO2 einzusparen, allerdings müsste hierzu der tatsächliche CO2-Ausstoß preislich abgebildet werden. Dazu braucht es einen Mindestpreis pro Tonne CO2. Im Moment gibt es Ausnahmeregelungen wie die kostenfreie Zuteilung von CO2-Emissionsberechtigungen. Die kostenfreie Zuteilung ist eine umweltschädliche Subvention, die abgeschafft werden sollte.
Umweltschädliche Subventionen belasten gleich mehrfach. Zu den Mehrausgaben und geringeren Einnahmen kommen Folgekosten für die Beseitigung von Schäden an Umwelt und Gesundheit. 90% dieser Subventionen sind zudem klimaschädlich und stehen den Zielen des Pariser Klimaabkommens entgegen. Der Grund ist vor allem die Lobbyarbeit gut informierter und organisierter Gruppen, die in ihre Schranken gewiesen werden müssen. Wir fordern daher die Einführung eines Subventions-Controllings, das alle Subventionen auf mögliche negative Umweltauswirkungen sowie den möglichen Erfolg hin überprüft. Das Kyoto-Protokoll fordert explizit die Abschaffung von Subventionen, die dem Ziel der CO2-Emissionsminderung entgegenstehen. Zur schrittweisen Abschaffung der Subventionierung fossiler Energieträger verpflichtete sich Deutschland zudem beim G20-Gipfel in Pittsburgh sowie im Rahmen der Agenda 2030, die von allen UN-Mitgliedern ratifiziert wurde. Es ist an der Zeit, diese Vereinbarungen endlich einzuhalten. Die auf diese Weise eingesparten Subventionen können zudem dabei helfen, den Wandel zu finanzieren.
Nur wenn umweltschädliche Techniken nicht weiter subventioniert werden, findet ein fairer Wettbewerb statt; die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Techniken werden nicht mehr gehemmt. Unverfälschte Preissignale könnten so auch umweltfreundliches Konsumverhalten bedingen, da knapper werdende Ressourcen sich in den Preisen niederschlagen.
Eine CO2-Besteuerung würde keine bestimmte Technologie bevorzugen.
Auch hier würde eine Umorientierung von Industrie und Verbrauchern erreicht, ohne mit Verboten in die Selbstbestimmung einzugreifen. Klimaschädliches Verhalten von Erzeugern und Verbrauchern wird durch hohe Kosten vermieden und Innovationen werden gefördert, da sie wettbewerbsfähiger sind. Die Einnahmen aus dieser Steuer können z.B. der Forschung oder dem Netzausbau zugute kommen.
Forderungen
- Abschaffung der Ökosteuer
- Abschaffung von umweltschädlichen Subventionen, zugleich Begrenzung des Lobbyismus von Interessengruppen, die Interesse an der Beibehaltung dieser Subventionen haben
- Abschaffung der EEG-Umlage sowie der Deckelung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen
- Schaffung eines wirkungsvollen Emissionshandels z.B. über einen Mindestpreis pro Tonne CO2
- Eine idealerweise europaweite CO2-Steuer für Erzeuger
8. Bildung, Forschung, Aufklärung
Die Politik muss aktiv über die Konsequenzen des Klimawandels aufklären. Auch Kinder im Schulalter könnten die Unterschiede zwischen Wetter, Klima und Klimawandel verstehen – wenn es ihnen erklärt würde. Individuell angepasste Bildungssysteme sind hier notwendig, um sowohl leistungsschwachen als auch leistungsstarken Personen dabei zu helfen weiterzukommen. Hier besteht ein großes Verbesserungspotential. In diesen Bereich der Bildung legen wir als Humanisten unsere Schwerpunkte.
Wissenschaftliche Methodik wird zum Teil nicht mal an den Universitäten gelehrt.
Leider wird die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Methodik in unserem Bildungssystem nicht deutlich genug hervorgehoben. Hier müsste sehr früh, am besten schon in den Schulen begonnen werden, kritisches Denken zu vermitteln. Es ist wichtig, dass sich diese Denkweise durchsetzt, damit Menschen im erwachsenen Alter nicht auf populistische Ideen wie die Leugnung des anthropogenen Klimawandels oder das Festhalten an Vorurteilen in Bezug auf Gen- und Atomtechnik hereinfallen. Durch einen faktenbasierten und kritischen Zugang zu den Erkenntnissen unserer Zeit könnten die Vorteile der Errungenschaften der Wissenschaft deutlich stärker dargestellt werden. Der generellen Angst vor Technik und Wissenschaft würde auf diese Weise entgegengewirkt.
Die Entwicklung im Bereich der Bildung an sich ist zum Glück sehr positiv – die Anzahl der Analphabeten hat weltweit deutlich abgenommen. Trotzdem scheint der Glaube an Irrationales zuzunehmen! Wir brauchen also ein Bildungssystem, das kritisches Denken fördert und nicht nur Inhalte vermittelt.
Dass Bildung nicht nur zum Erlernen von Wissen, sondern zum Abbau von Vorurteilen führen muss, hat Hans Rosling und Gapminder in vielen Beiträgen gezeigt, beispielsweise in seinem beeindruckenden Beitrag „Die magische Waschmaschine“. Seine Erklärung zum Zusammenhang zwischen Klima und Bevölkerungswachstum oder seine Vortragsreihe, die zeigte, dass auch unter „gebildeten Personen“ die Antwort-Trefferquote zu Fragen der Entwicklung unter dem Zufall liegt!
Nur ein Bildungssystem, das kritisches Denken fördert, kann dem Glauben an Irrationales entgegenwirken.
Forderungen
- Die Fähigkeit zum kritischen Nachvollziehen wissenschaftlicher Erkenntniswege muss explizit auch fächerübergreifendes Ziel der Schulbildung sein
- Auch Lehrer müssen fundierte Kenntnisse in der wissenschaftlichen Methodik haben
- Eine Pflicht zur Weiterbildung von Lehrern in diesem Bereich, wenn sie entsprechende Kenntnisse nicht nachweisen können.
9. Vision
Auch wenn wir für eine sachlich orientierte Politik stehen, meinen wir, dass auch eine visionäre Politik wichtiger ist denn je.
Dem Klimawandel, der Gefahr eines nuklearen Krieges, der Gefahr der Überbevölkerung – allesamt Punkte, die wir hier behandelt haben – stellen wir eine optimistische Vision für das Jahr 2100 entgegen.
Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der fossile Kraftwerke durch Kraftwerke mit kleinem CO2-Fußabdruck ersetzt worden sind. Eine neue intelligente Verkehrsstruktur mit auf Wasserstoff basierenden Fahrzeugen. Eine moderne klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft, mit der wir die Biodiversität fördern und Nahrungsmangel bekämpfen. Eine Zukunft ohne Atomwaffen, die unseren Planeten zerstören könnten.
Wir brauchen deshalb ein vereinigtes Europa, das die hier beschriebenen Anstrengungen gemeinsam verwirklicht, in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft.
Wir setzen uns für ein einheitliches Bildungssystem ein, das auf die Individualität des Einzelnen eingeht und die Jugend darauf vorbereitet, nicht auf Vorurteile hereinzufallen.
Wir wollen durch eine visionäre Politik begeistern, genauso wie es John F. Kennedy in seiner Rede am 12. September 1962 in Houston zur Mondlandung geschafft hat, das Publikum zu begeistern und damit seine Ziele durchzusetzen:
Wir wollen durch eine visionäre Politik begeistern

Kein Mensch kann wohl vollständig begreifen, wie weit und wie schnell wir vorangekommen sind … Das ist ein atemberaubendes Tempo, und ein solches Tempo schafft zwangsläufig neue Übel, während alte beseitigt werden: neue Ignoranz, neue Probleme, neue Gefahren. Die sich eröffnenden Perspektiven … versprechen hohe Kosten und große Mühsal, aber auch eine große Belohnung.
Wir sind in diese neuen Gewässer aufgebrochen … nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist, weil das Ziel dazu dient, das Beste aus unseren Energien und Fähigkeiten zu organisieren und zu messen, weil die Herausforderung eine ist, der wir uns stellen wollen, die wir nicht verschieben wollen und die wir zu gewinnen beabsichtigen.“
10. Zusammenfassung
Auch unsere Generation wird ein Erbe hinterlassen, welches unter anderem durch die Belastung der Umwelt und den exzessiven Raubbau von Ressourcen geprägt ist. Wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig, diese untragbaren Zustände und vor allem den unausweichlichen Klimawandel einzudämmen und weitere Folgen zu verhindern.
Wir sind nicht nur dazu angehalten, sondern sogar gezwungen, alle uns zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Mittel aufzuwenden und auszuschöpfen, um dieses Ziel zu erreichen. Wir müssen die Möglichkeiten, die uns die Technik bietet, bekannt machen und dabei helfen, eventuelle Vorurteile abzubauen. Es ist zwingend notwendig, diese Themen auf Basis von Fakten und langfristig orientierten Entscheidungen und Maßnahmen anzugehen und sie mit Hilfe von Aufklärung, Erforschung und Umsetzung zu verwirklichen. Gleichzeitig ist aber auch die Schaffung von Anreizen, Fördermitteln und – falls nötig – auch Begrenzungen in einzelnen Bereichen notwendig.
Wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig, den Klimawandel einzudämmen!
Als Humanisten möchten wir einen politischen Rahmen vorgeben, um die hierzu notwendigen kostenintensiven Forschungen und Entwicklungen marktwirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen, ohne dabei die möglichen Probleme und Lasten von den Schultern einiger weniger tragen zu lassen.
Deutschland und Europa sollten in den Bereichen Energiegewinnung, -einsparung und -speicherung nicht nur führend in der Weiterentwicklung und Erfindung neuer Technologien und Methoden sein. Auch bei der Realisierung und konkreten Implementierung dieser Projekte und Visionen sollte Deutschland eine Führungsrolle einnehmen und mit gutem Beispiel vorangehen.
Nur auf diesem Weg können wir in Deutschland und Europa einen entscheidenden Beitrag zur Lösung von Problemen beisteuern und unseren Planeten dauerhaft bewohnbar erhalten.
Gesetze können wir ändern, Naturgesetze nicht!
ZUM GESAMTPROGRAMM POSITIONEN VON A BIS Z
ALLES ZU Klima, Umwelt, Landwirtschaft & Tierschutz